Arbeitsrecht: Kalte Temperaturen am Arbeitsplatz
Es geht auf den Winter zu, und die Temperaturen sinken. Für die witterungsbedingte Kälte draußen kann der Arbeitgeber nichts. Denkbar sind aber Forderungen der Arbeitnehmer auf "Wärme", z.B. durch Heizung oder geeignete Bekleidung. Wie sieht es arbeitsrechtlich damit aus?
Ein Anspruch auf Wärme ist nicht ausdrücklich gesetzlich geregelt. Dennoch müssen die Lufttemperaturen in Arbeitsräumen gemäß Anhang 3.5 Abs. 1 der Arbeitsstättenverordnung und der dazugehörigen Arbeitsstättenrichtlinie (ASR A3.5) gesundheitlich zuträglich sein.
Arbeitsstättenrichtlinie enthält feste Temperatur-Untergrenzen
Die Arbeitsstättenrichtlinie ASR A3.5 konkretisiert die Anforderungen der Verordnung über Arbeitsstätten und enthält Informationen bezüglich der Temperatur. Die Temperaturgrenzen sind abgestuft und abhängig von der Arbeitsschwere, der Arbeitshaltung und dem konkreten Betriebsraum:
- In Arbeitsräumen (also am Arbeitsplatz selbst) müssen mindestens +20 °C bei leichten Arbeiten im Sitzen und +17 °C bei mittelschweren Arbeiten im Stehen oder Gehen gewährleistet sein. Bei schweren Arbeiten ist dagegen eine Temperatur von +12 °C noch ausreichend.
- In Pausen-, Bereitschafts-, Liege-, Sanitär- und Sanitätsräumen müssen während der Nutzung dieser Räume mindestens +21 °C herrschen.
- In Waschräumen, in denen Duschen oder Badewannen installiert sind, soll die Lufttemperatur während der Nutzungsdauer +24 °C betragen.
Kalte Zugluft vs. trockene Heizungsluft
Ein weit verbreitetes betriebliches Problem bei winterlichen Temperaturen ist die Zugluft. Während ein Teil der Beschäftigten die trockene Heizungsluft durch Fensteröffnen ausgleichen möchte, stört einen anderen Teil die damit einhergehende Abkühlung und Luftzirkulation.
In der momentanen Situation kann sich dieses Problem noch verstärken, da durch regelmäßiges Stoßlüften die Infektionsgefahr gesenkt werden soll.
Anhang 3.6. Abs. 3 der Arbeitsstättenverordnung greift das Thema auf: In Arbeitsräumen muss unter Berücksichtigung der konkreten Verhältnisse ausreichend gesundheitlich zuträgliche Atemluft vorhanden sein.
Bei raumlufttechnischen Anlagen ist durch den Arbeitgeber sicherzustellen, dass die Beschäftigten keinem störenden Luftzug ausgesetzt sind.
Problem: Heizungsausfall
Was passiert, wenn die Heizung ausfällt? Laut der ASR A3.6 müssen bei einem Ausfall oder auch einer Störung der RLT-Anlage entsprechende Maßnahmen festgelegt werden, sobald Gesundheitsgefahren auftreten können. Die Maßnahmen ergeben sich aus der Gefährdungsbeurteilung und sind den betroffenen Personen (Beschäftigte oder sonstige anwesende Personen) mitzuteilen. Durch eine selbsttätige Warneinrichtung muss der Ausfall angezeigt werden.
Arbeitsplätze im Freien: Ab wann ist es zu kalt?
Freiluftarbeitsplätze sind durch Anhang 5.1 der Arbeitsstättenverordnung in besonderer Weise vor Kälteeinwirkungen zu schützen. Sie müssen so gestaltet werden, dass sie von den Beschäftigten bei jeder Witterung sicher und ohne Gesundheitsgefährdung erreicht, benutzt und wieder verlassen werden können (z.B. durch Schneeräumen oder Streuen).
Dazu gehört auch, dass Arbeitsplätze gegen Witterungseinflüsse geschützt sind oder den Beschäftigten geeignete persönliche Schutzausrüstungen zur Verfügung gestellt werden.
Auf Baustellen muss zudem sichergestellt werden, dass sich Mitarbeiter in einem Umfeld umkleiden, waschen und wärmen können, das gegen Witterungseinflüsse geschützt ist.
Arbeitsschutzregeln nachlesen
Sämtliche Arbeitsschutzregeln finden Sie auf der Seite der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).
Checkliste für die Arbeitssicherheit
Unsere Checkliste zur Organisation der Arbeitssicherheit hilft vor allen neubestellten Fachkräften für Arbeitssicherheit, den Ist-Zustand im Unternehmen besser einzuschätzen und offene Punkte zu klären.