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Aus medizinischer Sicht erfordert nur jede zehnte Geburt eine Schnittentbindung. Trotzdem werden in Deutschland knapp 30 Prozent aller Schwangerschaften per Kaiserschnitt beendet. Ein Grund für die Verdoppelung der Kaiserschnittrate seit 1991 sind neue Diagnosemöglichkeiten, mit denen Ärzte und Ärztinnen vermehrt Risikofaktoren identifizieren können. Hinzu kommt, dass manche Schwangere sich ausdrücklich wünschen, per Kaiserschnitt zu entbinden, weil sie zum Beispiel Angst vor den Geburtsschmerzen haben. 

Wann ist ein Kaiserschnitt erforderlich?

Fachleute unterscheiden den bereits vor der Geburt geplanten Kaiserschnitt (primäre Sectio) von dem Kaiserschnitt, der im Verlauf der Geburt notwendig wird (sekundäre Sectio). 

Gründe für einen geplanten Kaiserschnitt sind unter anderem:

  • Ihr Baby liegt quer oder in der Beckenendlage (BEL) .
  • Ihre Plazenta liegt vor Ihrem Muttermund ( Placenta praevia ) oder sie löst sich vorzeitig ab.
  • Der Kopf des Kindes ist zu groß, um durch Ihr Becken zu passen. 
  • Frühgeburten zwischen der 26. Schwangerschaftswoche und dem sechsten Tag der 36. Schwangerschaftswoche.

Falls Sie sich mit dem genitalen Herpes-simplex-Virus (HSV) infiziert haben, kann ein Kaiserschnitt dazu beitragen, dass Ihr Kind sich nicht infiziert.

Kaiserschnitt während der Geburt

In weniger als zehn Prozent der Fälle kann kurzfristig ein Kaiserschnitt notwendig werden, zum Beispiel: 

  • Wenn das CTG  oder eine Fetalblutanalyse (FTB) darauf hinweisen, dass Ihr Kind nicht genug Sauerstoff bekommt. 
  • Bei einem Geburtsstillstand oder falls die Geburt stark verzögert ist.
  • Falls Sie an Präeklampsie oder dem HELLP-Syndrom erkrankt sind und sich Ihre Schwangerschaftserkrankung verschlechtert. 
  • Ein Kaiserschnitt kann einer bakteriellen Infektion Ihres Kindes, seiner Eihäute oder Ihrer Plazenta vorbeugen - dem sogenannten Amnioninfektionssyndrom (AIS).
  • Der Kaiserschnitt kann verhindern, dass die Nabelschnur einreißt oder abgedrückt wird, falls diese nicht an der richtigen Stelle der Plazenta ansetzt (Ansatzanomalie ) oder während der Geburt zwischen Kind und Geburtskanal rutscht. 

Einmal Kaiserschnitt - immer Kaiserschnitt?

Auch wenn Sie bereits eine Sectio caesarea hatten, können Sie bei einer weiteren Schwangerschaft vaginal entbinden . Lassen Sie sich von Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin und Ihrer Hebamme beraten, ob das für Sie infrage kommt. In folgenden Situationen raten Fachleute zu einem erneuten Kaiserschnitt:

  • Wenn Ihre Gebärmutter wegen früherer Operationen einreißen könnte, zum Beispiel bei einem Längsschnitt bei einem früheren Kaiserschnitt oder wenn gutartige Tumore - sogenannte Myome - großflächig entfernt wurden.
  • Wenn vor oder während der Geburt die gleiche Konstellation auftritt, die bereits früher den Kaiserschnitt notwendig gemacht hatt, zum Beispiel weil Ihr Kind ungünstig liegt.

Der Misgav-Ladach-Kaiserschnitt: die schonende Methode aus Jerusalem

Bei dieser OP-Technik schneidet Ihr Arzt oder Ihre Ärztin nur Ihre obere Hautschicht durchgehend mit einem horizontalen Schnitt von etwa zwölf Zentimetern ein. Den Großteil der Gewebeschichten darunter zertrennt der Operateur oder die Operateurin nach einem kleinen Einschnitt vorsichtig mit den Fingern. Das schont die Nervenbahnen und Sie verlieren weniger Blut. Nach der Geburt wachsen die unteren Schichten meist von selbst wieder zusammen - es sind weniger Nähte erforderlich, um den Bauch zu verschließen. In der Regel empfinden Sie danach weniger Schmerzen als nach herkömmlichen Verfahren. Die Technik verkürzt die Dauer der OP auf 15 Minuten.

Nachsorge beim Kaiserschnitt

Nach einer Kaiserschnittentbindung können und sollten Sie in Begleitung schon bald wieder aufstehen. Auch wenn es Ihnen anfangs etwas schwerfallen mag: Dies ist wichtig, um einer Venenthrombose vorzubeugen. Zusätzlich können Kompressionsstrümpfe helfen, den Blutfluss in den Venen anzuregen. 

In der Regel dürfen Frauen, die per Kaiserschnitt entbunden haben, das Krankenhaus nach drei bis sieben Tagen verlassen. Zu Hause können Sie von einer Nachsorge-Hebamme betreut werden. Ihr Körper braucht jetzt vor allem Zeit und Schonung, damit Ihre Wunde gut verheilen kann. Zudem bildet sich die Gebärmutter nach einem Kaiserschnitt etwas langsamer zurück als nach einer Spontangeburt. 

Vier bis sechs Wochen nach der Entbindung erfolgt die erste Nachuntersuchung. Bis dahin sollten Sie weder schwer heben noch andere körperlich anstrengende Arbeiten verrichten. Das bedeutet, dass Sie vermutlich stärker auf die Hilfe von Familienmitgliedern und Freunden angewiesen sind. Holen Sie sich Unterstützung, wenn es um den Haushalt oder die Betreuung älterer Geschwisterkinder geht.