Riss der Achillessehne: So werden Sie wieder mobil
Ein lauter, peitschenähnlicher Knall gepaart mit starken Schmerzen kündigt es oft an: Die Achillessehne ist gerissen. Unter Umständen schwillt die Wade an und verfärbt sich bläulich. Gehen und Stehen sind kaum noch möglich. Nun ist schnelle Hilfe nötig. Fachgerecht behandelt, kommen Sie bald wieder auf die Beine.
Warum die Sehne reißt: Sport und Vorschädigung
Oft reißt die Achillessehne während einer sportlichen Aktivität, wenn eine plötzliche starke Beanspruchung die Belastungsgrenze des Sehnengewebes überschreitet. Doch nicht nur Profisportler kann es treffen: Besonders hoch ist das Risiko bei untrainierten oder nur unregelmäßig trainierenden Menschen, weil eine ungewohnte extreme Belastung die Sehne überfordern kann. Seltener entsteht die Verletzung durch direkte äußere Gewalteinwirkung, wie zum Beispiel bei einem Verkehrsunfall oder durch einen spitzen Gegenstand. In den meisten Fällen war das Gewebe aber bereits vorher beschädigt und damit geschwächt - völlig intakte Achillessehnen reißen äußerst selten.
Die Achillessehne kann teilweise oder vollständig reißen. Dabei sind Männer im Vergleich zu Frauen fünf- bis zehnmal häufiger von der Verletzung, auch Achillessehnenruptur genannt, betroffen.
Tragende Rolle
Die Achillessehne verbindet die Wadenmuskulatur mit der Ferse und ermöglicht so die Übertragung der Muskelkraft auf Ferse und Fuß - und damit das Gehen und Laufen. Sie ist dadurch eine der am meisten beanspruchten Sehnen des Körpers. Besonders beim Sport, bei schnellen Richtungswechseln wirken große Kräfte auf sie ein - zum Beispiel im Tennis oder beim Squash, beim Abspringen und Aufkommen im Volleyball oder beim Turnen. Diese Kräfte betragen oft ein Vielfaches des eigenen Körpergewichts.
Das schwächt die Sehne:
- Stoffwechselstörungen (zum Beispiel Diabetes mellitus)
- Medikamente (zum Beispiel Kortikosteroide und bestimmte Antibiotika)
- Chronische Fehl- und Überbelastung (beim Sport oder bei körperlicher Arbeit)
- Mangelnde Bewegung
- Bindegewebsschwäche
- Verkürzte, schwache Wadenmuskulatur
- Altersbedingte Verschleißerscheinungen (Arthrose)
So stellt der Arzt die Diagnose
Ein Achillessehnenriss ist äußerst schmerzhaft und sollte möglichst rasch behandelt werden, am besten von einem Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Ihr Arzt wird Sie zum Unfallhergang, Ihren Sport- und Bewegungsgewohnheiten sowie möglichen früheren Beschwerden im Bereich der Achillessehne befragen. In verschiedenen Tests prüft er die Funktionsfähigkeit der Sehne und tastet sie ab. Eine deutliche Delle im Fersenbereich weist meist eindeutig darauf hin, dass die Achillessehne vollständig gerissen ist. Eine Ultraschalluntersuchung ergänzt die Untersuchung. Sie gibt Aufschluss über Art und Ausmaß der Verletzung.
Außerdem werden in der Regel zusätzlich Röntgenaufnahmen angefertigt, um Verletzungen der Knochen auszuschließen. Bei unklaren Ultraschallergebnissen sichert eine Magnetresonanztomografie (MRT) den Befund ab.
Hilfreiche Sofort-Maßnahmen
Bereits am Unfallort können Sie selbst etwas gegen die Beschwerden tun. Merken Sie sich dafür die sogenannte PECH-Regel (Pause, Eis, Compression, Hochlagerung): Entlasten Sie Ihr Bein und lagern Sie es hoch, kühlen Sie außerdem wenn möglich die Fersenregion und legen Sie einen Druckverband an, um eine beginnende Schwellung zu mildern. Wenn möglich, treten Sie nicht mit dem verletzten Bein auf, sondern lassen Sie sich beim Gehen stützen.
Wiederherstellung von Funktion und Belastbarkeit
Um die ursprüngliche kraftvolle Funktion der Achillessehne wiederherzustellen, gibt es zwei Therapie-Optionen: die konservative, also nicht operative Methode, sowie den operativen Eingriff. Welche Art der Behandlung in Ihrem Fall geeignet ist, wird Ihr Arzt individuell mit Ihnen abstimmen. Faktoren wie Ihr Alter und mögliche Begleitverletzungen oder bestehende Erkrankungen spielen dabei ebenso eine Rolle wie Ihre Wünsche für die zukünftige (sportliche) Belastbarkeit der Sehne.
Konservative Behandlung
Eine Therapie ohne operativen Eingriff ist nur möglich, wenn die Sehne nicht komplett gerissen ist oder die Enden der gerissenen Sehne noch Kontakt haben. Spezielle Gipsverbände, später Spezialschuhe und Absatzerhöhungen fügen die Sehnenenden dafür in sogenannter Spitzfußstellung wieder aneinander. Nach und nach wird die Steilstellung stufenweise reduziert. Krankengymnastische Übungen und Muskeltraining unterstützen diese Maßnahmen.
Generell ist die konservative Behandlung langwieriger als die operative Versorgung - die Sehne braucht Zeit und Ruhe, um vollständig zusammenzuwachsen.
Chirurgischer Eingriff
In den meisten Fällen wird die Entscheidung zugunsten einer Operation getroffen: Die Chance, dass Sie Ihre Sehne wieder voll belasten können, ist hier in der Regel höher als nach einer konservativen Behandlung, außerdem heilt die Verletzung meist schneller ab. Auch das Risiko für erneute Sehnenrisse gilt als geringer als bei der konservativen Versorgung.
Der Chirurg näht bei dem Eingriff die beiden Sehnenenden wieder zusammen. Wenn die Sehne zu stark vorgeschädigt ist, kommt mitunter eine spezielle Nahttechnik zum Einsatz. Auch körpereigenes Sehnenmaterial (Sehnenplastik) kann gegebenenfalls das Sehnengewebe verstärken.
Nach der Operation hält ein Unterschenkelgips oder ein Spezialschuh den Fuß für einige Wochen in Spitzfußstellung. Die Steilstellung wird im Verlauf immer weiter reduziert.
Nachbehandlung und Vorsorge
Unabhängig davon, welche Behandlungsmethode für Sie infrage kommt: Damit die Achillessehne wieder voll belastbar wird, gilt es, schnell wieder auf die Beine zu kommen. Fachkundig angeleitete Physiotherapie hilft, den verkürzten Wadenmuskel und das Sprunggelenk sanft zu mobilisieren.
Mit angemessener Therapie und konsequenter Nachbehandlung ist es fast immer möglich, die Belastbarkeit der Achillessehne und die vor der Verletzung vorhandene Leistungsfähigkeit wiederherzustellen.
So senken Sie das Verletzungsrisiko
Fehlbelastung vermeiden: Egal, welche Sportart Sie betreiben - sie sollte unter fachkundiger Anleitung (bei einem ausgebildeten Trainer) erlernt beziehungsweise ausgeübt werden. So vermeiden Sie Schäden durch Fehlbelastungen.
Aufwärmen nicht vergessen: Wärmen Sie sich vor dem Sport ausgiebig auf und steigern Sie die Belastung allmählich.
Regelmäßigkeit: Treiben Sie lieber regelmäßig und moderat Sport als selten und intensiv. Unzureichend trainiert, riskieren Sie besonders durch ungewohnte Belastungen, dass Ihre Achillessehne reißt.
Plötzliche starke Belastungen vermeiden: Verzichten Sie möglichst auf abrupte, besonders schnelle und kraftvolle Bewegungen, die die Belastungsgrenze der Sehne überschreiten könnten.