Was ist Morbus Parkinson?
Die chronisch-degenerative Nervenerkrankung Morbus Parkinson geht mit Zittern, steifen Muskeln und verlangsamten Bewegungen einher. Nehmen die Einschränkungen im Alltag mit fortschreitender Erkrankung langsam zu, bedeutet das für Betroffene oft mehr als nur eine körperliche Belastung. Auch für Angehörige ist der Umgang mit Betroffenen oft eine Herausforderung.
Häufig werden erste Anzeichen eines Morbus Parkinson zunächst als altersbedingte Veränderung abgetan. Denn die Erkrankung, die auch Schüttellähmung oder idiopathisches Parkinson-Syndrom genannt wird, entwickelt sich in der Regel schleichend und betrifft rund ein Prozent der 60-Jährigen und drei Prozent aller 80-Jährigen. Auch wenn die Erkrankung nicht heilbar ist, können die Beschwerden heutzutage gut behandelt werden.
Beschwerden: typische Trias des Parkinson-Syndroms
Von einem Syndrom sprechen Mediziner, wenn bestimmte Beschwerden gemeinsam auftreten. Beim Parkinson-Syndrom sind die typischen Krankheitszeichen steife Muskeln, Zittern und verlangsamte Bewegungen:
- starre, unbewegliche Muskeln (Rigor)
- Zittern von Händen oder Beinen, vor allem bei Anspannung oder Aufregung (Tremor)
- verlangsamte Bewegungen bis zur Bewegungsarmut (Hypokinesie)
- unsicherer Stand oder Sturzneigung (posturale Instabilität)
Betroffene berichten zudem von Missempfindungen, Schmerzen, Schlaf- oder Schluckstörungen. Auch die Harnblasen- und Darmtätigkeit oder die sexuelle Funktion können verändert sein.
Dopamin-Mangel im Gehirn
Bei der Parkinson-Erkrankung gehen in einem bestimmten Bereich des Gehirns aus bisher ungeklärter Ursache Nervenzellen zugrunde. Diese produzieren den Botenstoff Dopamin, der eine wichtige Rolle bei der Steuerung von Bewegungen spielt und beim Morbus Parkinson nicht mehr ausreichend zur Verfügung steht.
Frühe Anzeichen erkennen
In einem frühen Stadium der Erkrankung fällt es oft nicht leicht, die Beschwerden richtig einzuordnen, da Betroffene häufig nur unterschwellige Veränderungen bemerken:
- Die Schritte werden kleiner. Betroffene haben das Gefühl, als ob ihre Füße am Boden festkleben.
- Bewegungen gelingen nur mit Verzögerung. Typisch sind Startschwierigkeiten beim Losgehen.
- Das Essen schmeckt und riecht nicht mehr so wie früher. Grund dafür ist ein veränderter Geruchs- und Geschmackssinn bei über 95 Prozent der Betroffenen.
Oft sind es auch die Angehörigen, die erste Anzeichen bemerken, zum Beispiel wenn eine nahestehende Person vergesslich wird, sich zurückzieht, leicht reizbar wirkt und zunehmend leise spricht. Auch eine leicht gebückte Haltung und eine zunehmend starr wirkende Mimik können Hinweise auf eine Parkinson-Erkrankung sein. Betroffene sind im Denken oft verlangsamt und geistig nicht mehr so flexibel wie früher.
Die Handschrift verändert sich
Typisch für eine Parkinson-Erkrankung ist, dass sich das Schriftbild der Betroffenen verändert. So erscheint die Handschrift oft verkrampft und wird zum Ende einer Zeile oder Seite immer kleiner. Experten nennen das Mikrografie.
Typische Beschwerden führen zur Diagnose
Meist ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner für Betroffene. Er kann Ihre Beschwerden genau erfragen, Sie untersuchen und Sie bei Verdacht auf eine Parkinson-Erkrankung zu einem geeigneten Facharzt überweisen, zum Beispiel zu einem Neurologen. Zum Ausschluss anderer Ursachen oder bei unklaren Befunden kann zudem eine Bildgebung vom Kopf oder eine Laboruntersuchung des Hirnwassers sinnvoll sein.
Andere Ursachen ausschließen
Auch andere Erkrankungen können parkinsonähnliche Beschwerden auslösen, zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion oder bestimmte Formen der Demenz. Hinweise auf ein sogenanntes atypisches Parkinson-Syndrom können häufige Stürze, frühe Vergesslichkeit und ein rascher Verlauf sein. Auch Medikamente, insbesondere Neuroleptika, kommen als Ursache infrage.
Medikamente wirken Dopamin-Mangel entgegen
Auch wenn ein Morbus Parkinson bisher nicht heilbar ist, kann eine optimale Therapie die Beschwerden lindern und die Lebensqualität von Betroffenen positiv beeinflussen. Ein wichtiger Baustein ist die medikamentöse Behandlung. Es gibt viele Wirkstoffe, die zum Teil sogar kombiniert werden:
- Dopamin-Agonisten stimulieren die Dopamin-Rezeptoren.
- Levodopa, auch L-Dopa, wird im Körper zu Dopamin umgewandelt.
- Andere Medikamente verlangsamen den Abbau von Dopamin, zum Beispiel MAO-B-Hemmer.
Es gibt viele weitere Präparate, die als Tabletten, als Pflaster, als Spritze oder über eine Pumpe verabreicht werden können. Manchmal dauert es einige Zeit, bis die richtige Therapie gefunden ist. Auch deswegen sind regelmäßige Kontrolltermine wichtig.
Konservative Maßnahmen verbessern die Lebensqualität
Konservative Maßnahmen können dazu beitragen, Ihre Selbstständigkeit zu erhalten, zum Beispiel Physiotherapie. Dabei trainieren Sie unter professioneller Anleitung Gang- und Gleichgewicht oder machen Kraft- und Dehnungsübungen. Damit können Sie Stürzen vorbeugen. Sprech-, Atem- und Schluckübungen zusammen mit einem Logopäden können insbesondere bei Schluckstörungen sinnvoll sein. Auch Musik-, Tanz- oder Kunsttherapie werden eingesetzt, um die Motorik und das emotionale Wohlbefinden zu fördern.
Tipps für den Alltag: aktiv bleiben
Lebensqualität bedeutet für viele Betroffene auch, im Alltag möglichst lange selbstbestimmt und unabhängig zu bleiben. Das können Sie selbst dafür tun:
- Achten Sie auch auf ein gesundes Körpergewicht und bewegen Sie sich täglich, zum Beispiel bei einem Spaziergang in Ihrem eigenen Tempo.
- Nutzen Sie Hilfsmittel wie Strumpfanzieher, Knöpfhilfen, ergonomisches Essgeschirr oder Küchenhelfer.
- Finden Sie Gleichgesinnte und tauschen Sie sich aus, zum Beispiel im Rahmen einer Selbsthilfegruppe. Zögern Sie nicht, Ihren Arzt auf Ihre Sorgen und Bedürfnisse anzusprechen. Auch Sozialdienste oder Beratungsstellen können Ihnen dabei helfen, Ihren Alltag zu bewältigen.
- Betroffene wie Angehörige können auch an einer Patientenschulung teilnehmen, in der sie mehr über die Erkrankung und das Leben damit erfahren.
Genuss trotz Schluckstörung
Bei einer Schluckstörung erleichtert die richtige Konsistenz der Nahrungsmittel das Schlucken und beugt häufigem Verschlucken vor. Mit speziellem geschmacksneutralem Pulver, zum Beispiel aus der Apotheke, können Sie Getränke, Suppen oder Soßen etwas andicken. Legen Sie zudem kleine Pausen zwischen Essen und Trinken ein und greifen Sie bevorzugt zu milden Getränken wie Wasser, Kamillen- oder Salbeitee. Wer gern langfaserige Nahrungsmittel wie Fleisch, Obst oder Gemüse genießen möchte, kann diese mit dem Mixer etwas zerkleinern.