Der demografische Wandel bringt einen höheren Anteil an sehr alten Menschen sich. Diese benötigen in der Regel andere medizinische Unterstützung, als jüngere Personen. Für die meisten der Älteren ist die Hausärztin oder der Hausarzt die erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Beschwerden. Um Patientinnen und Patienten, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, ebenfalls gut zu versorgen, nehmen die Ärztinnen und Patienten oft lange Fahrtwege auf sich. Diese führen zu zeitlichen und organisatorischen Herausforderungen. Das Projekt "intensivierte Interprofessionelle ambulante Therapie geriatrischer Patientinnen und Patienten" kurz "InATheGer,", bietet dafür einen Lösungsansatz und versucht mit Hilfe einer neuen Versorgungsform ein wohnortnahes ambulantes Behandlungsangebot für geriatrische und multimorbide Patientinnen und Patienten aufzubauen.

Interdisziplinäre Versorgung an einem Standort

Im Projekt wird ein multimodales und interprofessionales Therapieprogramm aufgebaut. Die teilnehmenden Patientinnen und Patienten erhalten an 20 Therapietagen über insgesamt 14 Wochen spezifische Behandlungen. Diese liegen u. a. in den Bereichen Ernährungsberatung, psychologische Interventionen, Sehhilfen- und Hörgeräteanpassungen, Beratungen durch einen Pflegestützpunkt sowie zahnärztliche Leistungen. Dabei werden einige der Leistungen als telemedizinische Konsile in den Versorgungsalltag integriert. Damit wird die regionale Versorgung unabhängig der lokalen Facharztkapazitäten möglich. Der leichte Zugang zur neuen Versorgungsform wird durch die Versorgung in wohnortnahen ambulanten Behandlungszentren realisiert. Ein Fahrdienst unterstützt die Mobilität der Betroffenen an den Therapietagen zusätzlich. Die Behandlungsabläufe in den Zentren werden durch sogenannte interprofessionelle ambulante Managerin (=InA) koordiniert. Die Fachkraft ist ebenfalls für die Durchführung von Haubesuchen verantwortlich und sorgt so für die Erfassung der häuslichen Gegebenheiten der geriatrischen Betroffenen. Des Weiteren finden wöchentlich interprofessionelle Fallkonferenzen mit Beteiligung der behandelnden Hausärztinnen und -ärzte statt, um eine gemeinsame Ausrichtung der Behandlung sicherzustellen.  

Chance für die regionale Versorgung

Die neue Versorgungsform des Projekts ist eine Chance, um die fachärztliche Versorgung in den ländlichen Bereichen Mecklenburg-Vorpommerns sicherzustellen. Die Kombination von überregionaler Expertise, lokalen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern sowie die Integration modernster technischer Möglichkeiten zeigt, wie innovativ regionale Versorgung sein kann. Wenn dann die Abstimmung mit den weiteren Bereichen der Daseinsvorsorge optimal abgestimmt ist, entsteht ein hochwertiges Versorgungsangebot, dass in anderen Regionen und Fachgebieten ebenfalls helfen kann. Aus Perspektive der Patientinnen und Patienten bietet das Projekt eine strukturierte Behandlung ohne zusätzlichen organisatorischen Aufwand und Mobilitätsdefizite werden ausgeglichen. 

Evaluation des Projektes

Die Evaluation wird von drei Evaluationspartnern in einem Mixed-Methods-Ansatz durchgeführt. Dabei werden eine Ergebnis-, Prozess- und gesundheitsökonomische Aspekte kombiniert. Das Hauptaugenmerk liegt darin, eine Verbesserung der Selbstständigkeit der geriatrischen Patientinnen und Patienten in den funktionellen und kognitiven Alltagsfunktionen zu prüfen. Bei einer positiven Evaluation ist es wahrscheinlich, dass die neue Versorgungsform in die Regelversorgung überführt wird.